Rote Zungen schnellen aus meinem Hals.
Sie stecken in meinem heißen Rachen,
lassen meine Finger zucken, winden sich durch die Adern.
Sie sind verwurzelt in meinen schweligen Füßen
welche auf splitternden Meereswellen aus dem Sturm schreiten.
Rote Zungen sprechen Dich,
in Deiner Neuheit, Deiner Vertrautheit
und sie sprechen mich,
in meiner Freude, meiner Hoffnung,
sie sprechen meine anderen ichs,
welche sich nicht einig
über die Richtung, die Tugend, das Verlangen
nur über das Finden des Einen.
Sie vereinen sich meist
meist zur rechten Zeit
und manchmal nicht
und schnellen dann hervor aus der Tiefe
welche nicht ergründbar
mit Deinen wasserblauen Augen.
Mit meinem schwarzen dritten Auge
sehe ich
im Alleinsein
tief in die fleischige Röte
um die eiserne Käfige errichtet sind
damit nur keine Zunge waget
dass Worte falsch gewählt
der Welt untreu zu werden
oder wohl gewählt aber im Sie oder im Du oder im Deren
wagen die Sprache derer zu sprechen
die nicht mit sind im Raum
im Raum des Verstandes
sondern nur der purpurnen Empfindung entsprechen, versprechen
die sich regt in meinem Bauch
wenn der in Deinem heißen Atem liegt
Dein Atem der Leben bringt. So wie Deine Lust.
Plötzlich warst Du erschienen
rot und nackt in schwarzer Nacht.
Tratst an mich heran
erahntest mit Deinem Blick
die Wellen meiner und meines Untergrundes
auf welchem nun auch Du standst. Nah bei mir.
Der Sturm wütete in der Ferne
um uns herum nur Wasser schwarz, so schwarz.
Dein Feueratem ist es gewesen
der die Stangen weichte.
Sie liegen auf dem Boden
so wie wir
erhitzt, weicher werdend
und sind den Schlangenzungen gleich
die sich in mir damals wanden
in stets gehaltener Passion.
Plötzlich bäumten wir uns, und die Schlangen auch.
Es war die Leidenschaft.
Und so sprang das Wort heraus
aus dem roten Rachen
Dir ins Gesicht, in die Ohren, in die Brust
und sank auf Deinen Körper hernieder.
Ich sah erstarrt zu. Meine Luft war ausgegangen, übergegangen in die Lust.
Wo hatte es gewütet, geätzt?
Aber da war nichts.
Kein Gift
Keine Wunde
Keine Narbe
Obwohl Du verstanden hattest, da sah ich.
Ewige Jugend.
Wir schritten, verschlungen, so aufs Land,
es war plötzlich einfach da,
fühlten die Algen an unseren Beinen, die Füße ins Moos gebettet.
Deine Haut braungold im Sonnenschein, Deine Augen blau im Firmament.
War es wahr?
Hatte ich gesprochen mit einem Versprecher weit entfernt vom Versprechen das ich gegeben hatte, als ich die Zungen bekam, welche ich müsamst zu bändigen erlernt hatte?
Ja, Mund, das war es gewesen. Im feurigen Kusse hatten sie sich gelöst, die Feuerzungen, waren hervorgesprungen.
Doch mussten nicht gebändigt.
Denn der Empfänger warst nicht Du.
Nicht diesmal.